Was charakterisierte die Modellgenerationen der
Simson-Werke in Suhl ?
“100 Jahre Simson-Automobilbau in Suhl”
von Dietrich-Peter Orban
erschienen in der
Kleine Suhler Reihe (35)
1911 hatte man den “Simson A-Typ” so weit entwickelt, dass seine
Herstellung in größtenteils handwerklicher Arbeit beginnen konnte. Das
Modell wurde in drei Varianten erzeugt, “Simson A”, “Simson A1” und
“Simson A2” welches als viersitziges Modell den Vorstellungen zu einem
mittleren Automobil der damaligen Zeit bereits entsprach.
1912 legte man diese A-Typenreihe aber rasch at acta.
Die Konzentration lag nunmehr vor allem auf Weiterentwicklungen der
Simson-Modelle B, C und D Typen.
Das “D-Modell” spielte als Sanitäts- und leichten Lastwagen im ersten
Weltkrieg im Zusammenhang mit Lieferungen von Waffen eine
beachtliche Rolle. Bis Kriegsende stellte man diese Nutzfahrzeuge für
die kaiserliche Armeeausrüstung her.
Nach dem 1. Weltkrieg verbot der Versailler Vertrag jegliche
Waffenherstellung in Deutschland. Deshalb musste die “zivile”
Automobilherstellung in dem Suhler Großbetrieb schnell in Schwung
gebracht werden. Man begann, die Motoren zu überarbeiten, um mehr
Leistung zu erhalten und ging in erster Linie an die Ventilsteuerung
heran. So entstand eine erste Generation der “Obengesteurten” Simson-
Automobilmodelle, die man immer noch, wie die Vorgängergeneration
von 1911 bis 1919, als B-, C-, und D-Typen klassifizierte, jedoch durch
den Zusatz eines kleinen “o” als leistungsfähigere und obengesteurte
Modellpalette gegenüber den Kunden deutlich machte.Die
Nachkriegstypen wurden deshalb als “Simson Bo”, “Simson Co” und
“Simson Do” bekannt. Das meistverkaufte Modell war der “Simson Bo”,
der ein günstiges Preis- Leistungsverhältnis für den zahlungsfähigen
Mittelstand darstellte.
Mit dem hervorragenden Konstrukteur Paul Henze, der 1922 in Suhl
seinen Dienst antrat, veränderte sich der Autobau der Gebrüder Simson
entscheidend. In Suhl hatte Henze seine längste Wirkungszeit, bevor er
1928 zu NAG weiterwechselte. Sein Prototyp “Simson F”, es war auch
seine erste Modellkonstruktion in Suhl, stellte den Übergang für die ab
1924 gestartete “Simson-Supra-Serie” dar. Unter Paul Henze enstanden
die 4-Zylinder Supra-Typen So 8/40, S 8/50, SS 8/55 sowie die 6
Zylinder Supra-Typenreihe “R” und “RI”.
1930 in einer wirschaftlich kritischen Zeit entwickelte Ingenieur Fritz
Hattler, jahrelanger Weggefährte von Paul Henze in Suhl, auf Betreiben
von Artur Simson, einer der Suhler Unternehmer, die 8-Zylinder Supra-
Modellreihe. Man wollte damit ein Nischenprogramm im harten
Wettbewerb der Automobilindustrie belegen. Mit einem Prototyp als
Zweisitzer startete man eine öffentlichkeitswirksame Langstreckenfahrt
von Nordafrika nach Baden-Baden, die der bekannte Rennfahrer
August Momberger erfolgreich beendete. Ab 1931 wurden cirka 40
Fahrzeuge des 8-Zylinders “Simson-Supra A” hergestellt.
Politische Repressalien und wirtschaftliche Entwicklungen zwangen die
jüdischen Besitzer der Simson-Werke Suhl im September 1934 zur
Einstellung des Automobilbaus. Zwei Jahre später, 1936, flüchteten sie
vor den Nazis in die USA.
1936 enstand auf Betreiben der Nazis eine Motorfahrradproduktion, die
mit Fichtel & Sachs-Motoren ausgerüstet wurde.
Die Serie lief im Frühjahr 1937 an und hatte die Typenbezeichnung
“BSW-Motor-Fahrrad Modell 100”. Nach Werksunterlagen sind mehr
als 13000 Zweiräder zwischen 1937 und 1940 produziert worden. Damit
begann ein neues Kapitel in der Fahrzeugproduktion der Simson-
Werke, das besonders ab 1945 die erfolgreiche Zweiradherstellung
beinhaltete.